Klassenbester, na klar!
1966: Chemie und Latein - das braucht kein Schwein! Ich hab mich echt gequält auf dem Gymnasium. Himmel aber auch ...! Das einzig Nennenswerte, was ich in der Zeit zu Stande gebracht habe, waren zwei Hörspiele - "Dieter, der Quintaner" und "Die schwarze Witwe" - sogar mit einem Preis ausgezeichnet. 1965 dann Wohnort-Wechseln und Schulwechsel von Coesfeld nach Münster.
Vater hat entschieden: Ich musste auf das berüchtigte Schlaun-Gymnasium - angeblich das Beste von allen. Die Zeit dort wird zur endgültigen Tortur. Ich lenke mich mit Nebenjobs ab und eine Band entdeckt mich als Sänger. Meine Schulnoten sind im Keller - ich bleibe in der 11. Klasse sitzen. Schande, noch mehr Stress zu Hause, ich will nicht mehr: Noch 3 lange Jahre bis zum Abi, dann Studium weitere 4 Jahre und Bundeswehr 1,5 Jahre - wann verdiene ich endlich genug Geld, um komplett auf eigenen Füssen zu stehen...?
Mach mein Ding!
Die Schulnoten werden trotz Wiederholung nicht besser - ich schmeiss einfach hin. Gegen den strikten Willen meiner dominanten Eltern -das Drama nimmt seinen Lauf.... Was also tun ...? Ich will Grafiker werden. Also bewerbe ich mich bei der einzigen Münsteraner Werbeagentur - die wollen mich aber nicht. Dann bewerbe ich mich bei selbständigen Grafikern und habe Glück bei einem: der kann mich zwarauch nicht gebrauchen, aber er macht mir klar, dass dass ich eine Lehre als Schriftsetzer machen soll. Kenn ich nicht. Hat er selber auch gemacht, da lernt man schon mal 75% von dem, was ein Grafiker später braucht. Ja ok aber wo? Er bietet an, mit Druckereien zu sprechen. Zwei Tage später hab ich einen Vorstellungstermin bei der Uniondruckerein Münster Kanonengraben. Sie nehmen mich. Ich fang am 1. Dezember 1966 meine Lehre als Schriftsetzer an. Lohn im ersten Jahr 115 Mark im Monat. Nicht viel, aber wenn ich die Lehre mit guten Leistungen von 3,5 Jahren auf 2,5 verkürzen kann, dann verdiene ich bereits im 1. Gesellenjahr 500 Mark/Monat. Und meine Mitschüler haben dann gerade erst ihr Abitur und hängen an Papa's Taschengeld-Güte.
Ohne Moos nichts los!
Und dann gleich der nächste Schritt in die Unabhängigkeit: Gegen den Willen meiner Eltern ziehe ich zu Hause aus und als Untermieter bei der netten Witwe Müller ein. Diverse Band-Auftritte bringen mich spät ins Bett und morgens beim 7 Uhr Arbeitsstart in echte Probleme. Oooohhhh - damals nix mit Gleitzeit. Doch ich habe wieder Glück: Ich erledige freiwillig eilige Kundenaufträge nach Feierabend 16:00, die kein Kollege bereit ist zu übernehmen. Und dann hab ich nochmal Glück: die agile Witwe Müller erkennt meine finanzielle Not und besorgt mir gut bezahlte Nebenbei-Aufträge: Preisplakate malen für eine Blumengeschäft-Kette. Damit verdoppele ich mein Lehrlingsgeld. Man, könnt ich sie knutschen - es geht aufwärts! Und auch mit dem Rock'n roll gehts weiter: ich werde von einer bekannten lokalen Band angeheuert: den Dandy's. Viel Aufmerksamkeit, vor allem von den Ladies, obwohl ich damals außerhalb der Bühne extrem schüchtern und unschuldig war ...
Udo Lindenberg ...
Unter den Musikkollegen in Münster gibts nen Trommler, der richtig cool und locker ist ... spielt in ner anderen Band, den Mustangs ... Er heißt Udo Lindenberg und kommt aus Gronau ... wir trinken manchmal nen Kaffee bei Tchibo an der Lambertikirche ... und quatschen n bisschen übers Leben und so ... Er will auch nicht ewig in Münster bleiben ... hin und wieder kommt auch Steffi Stephan dazu, Udos Bassist ...
Kernfrage: Sind Abitur & Studium tatsächlich das Nonplusultra für eine erfolgreiche Berufszukunft? Obwohl es in Dienstleistung und Handwerk attraktive Stellen bei allerbesten Verdienstchancen gibt.
Was meinst Du? Wie war es bei Dir?
Nächsten Mittwoch geht's heftig zur Sache ... Hammerharte Gesellenprüfung und noch mehr ...
Alle bisherigen Folgen ... hier!
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